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Großmeister Lev Gutman siegt, Claudia Steinbacher wieder Sächsische Meisterin

Wie jedes Jahr um den ´Tag der Deutschen Einheit´ mutiert das Hotel ´Rabensteiner Hof´ vier Tage lang zum Chemnitzer Schach-Tempel. Exakt 100 Teilnehmer, vorzugsweise natürlich aus Sachsen, reichlich auch den verschiedensten Regionen Deutschlands und einige sogar aus noch fernerem Ausland, fanden sich zur 16. Auflage des Chemnitzer Turm Opens in Chemnitz-Rabenstein ein. Mit 5 Großmeistern, mehreren IM- und FIDE-Meister-Titelträgern und zahlreichen gutklassigen Vereinsspielern war das Turnier qualitativ so stark besetzt wie lange nicht, und die gleichzeitig im Turnier integrierte Sachsen-Einzelmeisterschaft der Damen versprach mit der stattlichen Anzahl von 15 Teilnehmerinnen ein ebenso würdiges Feld.

Dass Chemnitz mit seinem Großmeister Mathias Womacka einen echten Sieganwärter am Start hatte, tat das übrige hinzu. Allerdings würde es angesichts der starken Konkurrenz namens der Großmeister Lev Gutmann vom SV Lingen, Vitaly Kunin, aktiv bei Freibauer Mörlenbach-Birkenau, Mikail Ivanov, einem ´alten Bekannten´ vom SF Bad Mergentheim, dem Dresdner Jens-Uwe Maiwald oder auch die beiden Auer IM Vojtech Plat und Cliff Wichmann sehr schwer werden, erstmals seit 8 Jahren den Titel nach Chemnitz zu holen.

GM Kunin vs. GM Gutman GM Kunin vs. GM IvanovGM Womacka vs. PlatWichmann vs. GM WomackaGM Ivanov vs. SteinbacherGM Womacka vs. MeynerGM Ivanov vs. Weispflog

So überraschte zunächst wenig, dass sich alle Mitfavoriten in den Auftaktrunden keine Blöße gaben. Dem Modus entsprechend wurde es erst danach mit direkten Duellen richtig spannend. Als Erster musste eher unerwartet der Turniersieger des Jahres 2006, Ivanov, Federn lassen, der in den Runden 3 und 4 gegen Markus Bach (TSV Großschönau) bzw. Jan Friedrich (Motor Hainichen) nicht über Remisen hinauskam. In Runde 4 erwischte es dann Maiwald, als er sich Kunin, der Nummer 1 der Setzliste, geschlagen geben musste. Die weiteren Spitzenspiele des Tages zwischen Womacka und dem erst im letzten Moment angereisten Gutman sowie den Vereinskameraden aus Aue endeten remis.

Damering Steinbacher OrlovaBei den Damen hatte sich Titelverteidigerin Claudia Steinbacher nach zwei Runden und zwei Siegen bereits zum abermaligen Gewinn der sächsischen Landestrophäe in Stellung gebracht, musste aber mit dem Verlust ihrer 3. Partie - gegen Gutman - zunächst einen Rückschlag hinnehmen. Doch mit zwei darauffolgenden Siegen, u. a. gegen ihre ärgste Konkurrentin Katrin Dämering (SC Leipzig-Lindenau), kam sie wieder in die Spur. Unterdessen sorgte das nächste Remis am Spitzenbrett zwischen Kunin und Gutman in Runde 5 dafür, dass Womacka und Plat mit Siegen und nunmehr jeweils 4,5 Punkten in Führung gingen, zu der auch Wichmann und Jan Friedrich mit 4,0 Zählern Anschluss hielten. Während Letzterer in der Vorschlussrunde zum nächsten Opfer Gutmans wurde, trennten sich in direkten Duellen Womacka und Wichmann ebenso wie an Brett 1 Kunin und Plat remis.

Weisflog SchatzSo stieg das Finale am Sonntagnachmittag mit vier punktgleichen Akteuren an der Spitze - und Womacka ging dank besserer Wertung als Führender und zudem Weißer in das abschließende Duell mit Plat. Zuvor jedoch nutzte der Präsident des Schachverbandes Sachsen, Hans-Joachim Schätz, den würdigen Rahmen, Jörg Weißflog, Stellvertreter des Chemnitzer Schachverbandes, für seine Verdienste auch als Verantwortlicher für Kinder- und Jugendarbeit mit der Ehrennadel des SVS in Silber auszuzeichnen. Zudem dankte er den Veranstaltern und insbesondere Gastgebern des seit langem ausgebuchten ´Rabensteiner Hofes´ für die in allen Belangen überaus gastfreundlichen Bedingungen als Hotel- und Spielstätte.

Erstmals seit Alfredo de la Cruz im Jahre 2005 lag der Sieg eines Chemnitzers nun durchaus im Bereich des Möglichen und selbst die relativ schnelle Punkteteilung ließ ihm neben den theoretischen noch einige praktische Chancen übrig. Allerdings setzten diese zwei Remis an den Tischen 1 und 2 voraus. Nur war in der sehr offen geführten Partie ´nebenan´, zwischen Kunin und Ivanov, recht bald zu spüren, dass hier wohl kein solches in Frage käme. Lev Gutman indes würde gewiss alles daran setzen, gegen den ca. 200 TWZ-Punkte tiefer eingestuften Ukrainer Leonid Sobolevsky den vollen Erfolg anzustreben. Und genau so kam es. Weil Gutman´s sieben Gegner mit +2,5 Punkten in all den Runden nun erfolgreicher agierten als die des ebenso siegreichen Kunin, ging der Turniersieg 2012 schließlich an den alten Haudegen, der einst schon Viktor Kortschnoi als Sekundant zur Seite stand.

Womacka belegte immerhin Platz 3 und damit den ersten Podestplatz eines Chemnitzers seit 4 Jahren. Claudia Steinbacher hingegen, die nach wie vor gleichermaßen für die Rodewischer Schachmiezen (Bundesliga) und Herren der USG Chemnitz (Oberliga) aktiv ist, verteidigte ihre Führung bis zum Schluss, wenngleich es nach der Niederlage in Runde 6 gegen Ivanov und dem gleichzeitigen Sieg Dämerings noch einmal eng wurde. Doch das Remis im Finale gegen Janek Weißpflog, der stärksten “Eiche“ aus Reichenbrand während dieses Turniers, genügte ihr, zum dritten Mal hintereinander Sachsenmeisterin zu werden! Auf der Zielgeraden pirschte gar Liubov Orlova (IFA Chemnitz) noch an Dämering vorbei und sicherte sich nach Bronze im Vorjahr nun Silber. Endstand Frauen-SEM.

C. Steinbacher SachsenmeisterinOrlova vs. Baumert1Damering vs. Rosemann

Zu den vielen bemerkenswerten Leistungen des diesjährigen Chemnitzer Turm Opens zählen gewiss auch die der noch jungen Aktiven. In der Kategorie der U16 belegten hinter Christoph Peil (Aue) der 14-jährige Moritz Dresig (Rapid Chemnitz) sowie die 15-jährige Bianca Oltmanns (USG) mit 3,5 bzw. 3,0 Punkten die Plätze 2 und 3. Aufgeteilt in verschiedene und ebenfalls prämierte TWZ-Kategorien waren aus dem Bereich des Chemnitzer Schachverbandes außerdem Stefan Kapp (IFA) als Erster, sowie Alexander Schenk, Manfred Günther (beide USG) sowie L. Orlova als jeweils Dritte erfolgreich. Endstand Gesamtturnier.

Christph PeilAM u. Moritz Dresig AM u. Bianca Oltmanns

Unter gewohnt souveräner Leitung des langjährigen Turnierleiters Andreas Schulze, des FIDE-Schiedsrichters André Martin und Schiedsrichter René Zimmermann sowie den interessierten Blicken zahlreicher Kiebitze gingen an 4 Tagen 350 Partien über die Bühne, sprich: Bretter des ´Rabensteiner Hofes´. Nicht zuletzt dank großzügiger Unterstützung durch die Sparkasse Chemnitz, die NILES-SIMMONS Industrieanlagen GmbH, ´Schachartikel Heinz Bunk´ und vieler emsiger Helfer wurde das Chemnitzer Turm Open (www.turmopen.de) zu dem, was es ist, und ließ die Herzen vieler Schachfreude aus der gesamten Region einmal mehr höher schlagen. Schon jetzt sei all jenen gesagt: Auf ein Neues in 2013!

AM u. GM GutmannMartin GM Kunin Zweiter1Martin GM Womacka DritterSiegerfoto