Die Schnellsten absolvieren ihr WM-Finale in ca. 10 Sekunden. Andere brauchen Stunden oder schon mal einige Tage für das entscheidende Duell. Wiederum Andere spielen mitunter zwei, drei Jahre, um ihren Titelträger zu ermitteln. Zu Letzteren gehört der Chemnitzer Fred Kunzelmann, seit vielen Jahren in der Weltspitze agierender Fernschach-Großmeister. Ob bei Deutschen-, Europa- oder Weltmeisterschaften, überall war der 78-Jährige von der USG Chemnitz schon erfolgreich dabei.

 

Soeben ging die 30. Weltmeisterschaft zu Ende, die einst im Juni 2017 begann. Im Feld der 17 Teilnehmer an Nummer 17 gesetzt, ging Kunzelmann, der bereits bei der 24. WM von 2009 bis 2012 einen beachtlichen 10. Platz belegte, erneut als Außenseiter ins Rennen, wurde aber nach einem großartigen Turnier nun tatsächlich Vize-Weltmeister!

Bereits im Dezember 2017 fuhr er seinen Sieg über Großmeister Matyukhin ein und schuf somit die Grundlage für das tolle Abschneiden, ist ein Sieg im Fernschach doch ungleich seltener und daher wertvoller als im Nahschach. Die restlichen Partien endeten allesamt Remis, wobei durchaus einige - im übrigen u.a. auch gegen zwei Ex-Weltmeister - erst nach recht turbulenten Spielverläufen zustande kamen. Ansonsten ging es für den Doktor für Medizin a. D. zügig voran und schon vor knapp 1 Jahr waren all seine Partien beendet. Dann hieß es für den 2007 gewordenen Großmeister nur noch: Abwarten.

Und auch für die Siegerehrung ist Geduld gefragt. Erst auf dem Fernschach-Weltkongress im Herbst 2020 in Glasgow werden die Medaillen an den neuen Weltmeister Andrey Kochemasov aus Rußland und die neben Kunzelmann gemeinsamen Zweiten Enver Efendiyev (RUS) und Detlef Buse (D) vergeben. Bis dahin hat für Kunzelmann vielleicht aber schon die nächste WM begonnen, erhielt er doch als Zweiter ein Anrecht darauf, ohne jahrelange Qualifikationsturniere erneut starten zu können.