PodiumsgaesteDie Sächsische Landeszentrale für politische Bildung veranstaltete am vergangenen Wochenende ein Symposium zum Thema „Schach (in) der DDR“. Schirmherr Wolfgang Uhlmann (DDR-Schachlegende aus Dresden), Organisator und Leiter Paul Werner Wagner (Vorsitzender der Emanuel-Lasker-Gesellschaft) sowie Initiator und Koordinator Hans Bodach (Vereinspräsident Ran ans Brett e.V.) freuten sich besonders über die wunderbare Athmosphäre der Veranstaltung an beiden Tagen.

 

Nach der Begrüßung durch den Präsidenten des Schachverbandes Sachsen Hans Joachim Schätz und Eröffnung durch den Direktor der Landeszentrale Frank Richter startete das Symposium am Freitag mit einem Vortrag von Paul Werner Wagner, Titel: Schachspieler als Diplomaten auf der Weltbühne des Sports – Schach zur internationalen Anerkennung der DDR bis 1973.

Eroeffnung - Hans Joachim SchaetzFrank RichterWagner

Michael NegeleDer Beauftragte für Schachgeschichte des Deutschen Schachbundes Dr. Michael Negele referierte über das organisierte Schach in der Bundesrepublik Deutschland bis 1955, Titel: „Schach blüht aus den Ruinen“. Besonders für Zuhörer aus der ehemaligen DDR eine Rückschau mit vielen neuen Einblicken und Erkenntnissen.

 

Damit war der Grundstein gelegt für das erste Podium mit dem Titel: Deutsch – deutsche Schachvergleiche im Kalten Krieg. Die Teilnehmer garantierten eine angeregte Diskussion mit emotionalen Erlebnisberichten: Dr. Fritz Baumbach (Fernschachgroßmeister, Fernschachweltmeister 1988, DDR-Meister „am Brett“ 1970), Hans-Joachim Hecht (Großmeister, 10 Schacholympiaden, Deutscher Meister 1970), Dr. Helmut Pfleger (Großmeister, 7 Schacholympiaden, WDR-Fernsehmoderator Schach) und Wolfgang Uhlmann (Großmeister, 11 Schacholympiaden, 11 DDR-Meisterschaften).

von links Pfleger - Baumbach - Wagnervon links Wagner - Uhlmann - Hecht

Einig war man sich vor allem, dass trotz des Kalten Krieges das Verhältnis zwischen den Schachspielern aus Ost und West nicht angespannt war.

 

Der zweite Tag begann mit einem Podium zum Thema: SED-Sportpolitik diskriminiert DDR-Schach ab1973. An der Diskussion nahmen teil: Brigitte Burchardt (Internationale Meisterin, 2 Schacholympiaden, 3 DDR-Meisterschaften), Thomas Luther (Großmeister, 4 Schacholympiaden, 3 Deutsche Meisterschaften), Diana Skibbe (FIDE-Meisterin, Präsidentin des Thüringer Schachbundes), Wolfgang Uhlmann (Großmeister, 11 Schacholympiaden, 11 DDR-Meisterschaften).

Je nachdem, an welchem Punkt der individuellen Schachkarriere man sich in den Jahren 1973 bis 1988 befand, hatte die Diskriminierung des DDR-Schachs durch die SED-Sportpolitik unterschiedliche Auswirkungen. Besonders betroffen machte die Schilderung des Schicksals von Petra Feustel durch den Moderator der Podiumsdiskussion Paul Werner Wagner.

Die Zeitreise über Schach (in) der DDR beendete der anschließende Vortrag zu Schach dem Eisernen Vorhang 1988, „Abteilung II des DTSB der DDR“ im Wendeherbst 1989 und Gestaltung der Deutschen Schacheinheit 1990. Besonders in den Jahren 1988 und 1989 waren für den Referenten Hans Bodach wichtige Stationen mit persönlichen Erlebnissen und starken Emotionen verbunden:

  • Städtevergleich Hamburg – Dresden am 24.02.1988 beim Schülerschachturnier „Rechtes Alsterufer gegen Linkes Alsterufer“ mit Begrüßung durch den Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker;
  • Spezialkurs der TU Dresden zum Thema Bedeutung des Schachs für Erziehung, Wissenschaft und Kultur vom 25. August bis 2. September 1988 mit FIDE-Präsident Florencio Campomanes;
  • Tagung der Trainer und Generalsekretäre der nichtolympischen und nicht geförderten olympischen Sportverbände der DDR mit Wahl von Sprechern der Sportverbände und Gründung „Gruppe der 3“;
  • Plakataktion durch die „Gruppe der 3“ zur DTSB-Bundesvorstandssitzung am 30.11.1989 mit Bericht in der Aktuellen Kamera;
  • Teilnahme am Treffen des DDR-Regierungschefs Hans Modrow mit Vertretern des Sports am 11. Dezember 1989;
  • Vorbereitung der Trainerratstagung Schach am 14.12.1989 mit dem Ziel der Absetzung des Dresdner Schachtrainers. durch einen anonymen Brief vom „Schachvolk Dresden“ an die Leitung des Schachverbandes z.H. der Kontrollkommission.

Die Podiumsdiskussion „Vorboten“ deutsche Schacheinheit und Gestaltung 1990 beschloß das Symposium mit folgenden Teilnehmern: Herbert Bastian (Präsident des Deutschen Schachbundes), Horst Metzing (37 Jahre bis 2013 Generalsekretär des Deutschen Schachbundes), Dr. Gerhard Schmidt (Ehrenpräsident und 1. Präsident des Schachverbandes Sachsen), Jörg Schulz (seit 1990 Geschäftsführer der Deutschen Schachjugend).

Alle Podiumsteilnehmer bekräftigten, dass die Vorbereitungen zum Kongress des Deutschen Schachbundes 1990 im Geiste des Wahlspruchs der FIDE Gens una sumus (Wir sind eine Familie) verliefen. Im Gegensatz zu manch anderen Sportverbänden gab es nur wenige aus dem Weg zu räumende Streitpunkte. Mit dem Beitritt der fünf neuen Landesschachverbände zum Deutschen Schachbund am 29. September 1990 in Leipzig war die deutsche Schacheinheit geschafft.

Publikum 1Publikumvor dem Symposium