Am 12.11.2008 war es dann endlich soweit. In einer überwältigenden Show, spannend wie eine Schachpartie, wurde um 20:08 Uhr die Schacholympiade mit einem kulturellen Rahmenprogramm eröffnet: ob Cheerleader, Trommler oder Ausschnitte, aus dem extra für die Olympiade geschaffenen Musical „Chess“, die Mischung war der Erfolg. Tanzeinlagen aus dem Musical, Musik mit Max Mutzke und MerQury, Sport und Lasershow wechselten sich ab, bevor endlich die Partnerschulkinder mit den jeweiligen Fahnen der teilnehmenden Nationen einmarschieren durften -durchfroren und auch ein bisschen müde- und den offiziellen Teil einläuteten. Nach der Übergabe der Wanderpokale an Winfried Lehmann und Dr. Dirk Jordan, einer ergreifenden Rede des Ehrenpräsidenten der FIDE, Florencio Campomanes, der Ansprache der Oberbürgermeisterin Dresdens, Helma Orosz, war es endlich soweit - der deutsche Innenminister, Wolfgang Schäuble, eröffnete gegen 22:00 Uhr offiziell die 38. Schacholympiade. Bereits im Vorfeld war den Medien zu entnehmen, dass 1.270 Spieler an der Olympiade 2008 teilgenommen haben, davon 722 Männer in 146 Mannschaften und 548 Frauen in 111 Mannschaften. Was passiert, wenn man mit den Zahlen ein wenig weiter spielt?

 

 

Da jede Mannschaft aus 4 (aktiven) Spielern besteht, waren täglich 514 Bretter besetzt, über 11 Runden 5.654 Partien mit 32.896 Figuren gespielt. Wurden täglich durchschnittlich 6 Stunden gespielt, ergab dies eine Gesamtspieldauer aller Partien über den Zeitraum der Olympiade von 33.924 Stunden = 1.413 Tage = 202 Wochen = 3,9 Jahre. Bei einer Durchschnittspartie von 40 Zügen wurden während der Olympiade 226.160 Züge notiert auf 11.308 A4-Seiten = 335.848 m Papierlänge, welches ungefähr der Entfernung von Dresden nach Hamburg entspricht. Benötigt ein Schiedsrichter zur Vorbereitung eines Brettes nur 1,5 Minuten, würde er 16.962 Minuten = 12 volle Tage brauchen, um jede Partie vorzubereiten. Zum Glück teilten sich 110 Schiedsrichter diese Arbeit.

Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, waren täglich 257 Mannschaftskapitäne, 110 Schiedsrichter und 75 Volunteers im Einsatz, 32.208 Füße, welche eine Saalfläche von 1.600 m² Meter für Meter erkundeten. Dabei wurden die unzähligen Besucher und Journalisten nicht mitgezählt. Geht man davon aus, dass täglich 1.000 Besucher die Spieler beäugten und 350 Journalisten berichteten, kommen noch einmal 29.700 Füße zusammen, sozusagen fast 62 Tausendfüßer. Würde man allein die Spieler und Kapitäne aller Nationen mit der Straßenbahn zum ICD bewegen, bräuchte man 9 Straßenbahnen der Olympialinie – 370 m nur „Königslinien“.

Allein für die Spieler wurden über den gesamten Zeitraum 5.500 Liter Wasser, 3.300 Liter Limonade und 2.200 Liter Kaffee allein im ICD herausgegeben. 11.000 Liter Getränke oder 2.200 Partybierfässer nur im ICD. Täglich waren 180 Sitzplätze fast durchgängig über ungefähr 5 Stunden zur Livekommentierung der Partien mit Klaus Bischoff besetzt, um seinen Analysen zu lauschen, 85 Podiumsgäste in 21 Pressekonferenzen, ca. 45 Stunden Schachtalk live im Kongresszentrum.

Wenn jeder Journalist täglich 2 Minuten in Wort oder Schrift über die Olympiade berichtet, hatte Schach weltweit ca. 100 Stunden Medienpräsenz nur im Zeitraum der Olympiade ohne Berücksichtigung der Vor- und Nachberichterstattung. Doch der Zahlen noch nicht genug:

Weitere 3.720 Spieler nahmen an diversen Rahmenturnieren teil. Das Angebot reichte von täglichen Blitzturnieren, über Turniere für Familien, Senioren, Gehörlose oder Kinder im Grundschulalter, Tandem- oder Journalistenschach, Open oder Deutschland-Cup – für jeden war etwas dabei, um hautnah die Stimmung der Olympiade miterleben zu dürfen.