Am 03.12.2013 erhielt ich vom Vorsitzenden des AKLV (Arbeitskreis der Ländervertreter) Herrn Achim Schmitt eine „Brandemail" mit dem Inhalt, daß der DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund) dem DSB (Deutscher Schachbund) die Förderwürdigkeit in seiner Sitzung am 07.12.2013 aberkennen wollte. Dieses hätte bedeutet, dass der DSB beim Bundesministerium des Inneren (BMI) nicht mehr als förderfähig angesehen worden wäre (Der DSB hat in den letzten Jahren ca. € 140.000 pro Jahr erhalten). Wenn die Förderwürdigkeit aberkannt würde, könnte es auch keinen politischen Druck auf das BMI mehr geben, Fördermittel überhaupt zu zahlen. „Weg ist weg".

 

Die Förderungswürdigkeit selber ist an eine Reihe definierter Voraussetzungen gebunden. Der DSB erfüllt eben nicht das Kriterium, dass im Zentrum der Sportart eine eigenmotorische Tätigkeit der ausübenden Sportler steht. Bisher wurde dem DSB trotzdem eine Ausnahmeregelung zugestanden. Nun hatte das BMI die Begründung für diese Ausnahmeregelung in Frage gestellt. Dem Präsidenten des DSB Herbert Bastian wurde mitgeteilt, daß es den DSB nicht mehr fördern wolle.

Wir alle hatten Glück, dass wir von der geplanten Aberkennung der Förderwürdigkeit überhaupt etwas erfahren haben. Denn, wenn das BMI den DSB nicht mehr fördern würde, war klar, dass die Länder dem Vorbild folgen könnten und unseren Schachsport in Sachsen auch nicht mehr fördern würden. Ende eines langen, sehr erfolgreichen Weges im Spitzen-, Breiten- und Ligasport etc. Ohne Förderung durch den Staat kann es keinen organisierten Schachsport in Deutschland und auch nicht in Sachsen geben. Deshalb habe ich mich mit dem Generalsekretär des Landessportbundes Sachsen (LSB) Herrn Dr. Tippelt und dem Präsidenten Herrn Franzen ins Benehmen gesetzt und um Unterstützung für unseren Schachsport geworben und gebeten.

Um es kurz zu machen: vorerst ist die Hürde genommen worden. Ich zitiere Herbert Bastian aus seinem Beitrag auf der Homepage des DSB: „In der Mitgliederversammlung hat die Vizepräsidentin Leistungssport des DOSB und Vorsitzende des Präsidialausschusses Leistungssport Frau Dr. Christa Thiel unmissverständlich vor den über 400 Delegierten erklärt, dass der DOSB den Deutschen Schachbund ungeachtet der geänderten Förderkriterien auch weiterhin als förderungswürdig ansieht. Sie begründete diese Entscheidung erstens damit, dass die FIDE vom IOC als Sportverband anerkannt wird. Zweitens sei berücksichtigt worden, dass der Deutsche Schachbund schon seit 1953 Mitglied des Deutschen Sportbundes gewesen sei. Drittens gab Frau Dr. Thiel an, dass diese Entscheidung in den vorangegangenen Sitzungen der Nichtolympischen Verbände, der Olympischen Verbände, der Spitzenverbände und der Landessportbünde jeweils einstimmig akzeptiert worden sei. Der Kompromiss war am Donnerstag nach unserer entschlossenen Intervention, die bundesweit viele dem Schachsport wohlgesonnene Kontaktpersonen aktiviert hatte, von der Sprechergruppe ausgehandelt worden. Die Äußerungen von Frau Dr. Thiel, die ich als sehr mutig, weil vom auf Sparen programmierten BMI unerwünscht, empfunden habe, geschahen in Anwesenheit des Bundesinnenministers Dr. Hans-Peter Friedrich, des zuständigen Ministerialdirektors Gerhard Böhm, des IOC-Präsidenten Dr. Thomas Bach und des designierten Präsidenten Alfons Hörmann.

 

Bei Frau Dr. Thiel habe ich mich ausdrücklich bedankt. Die uneingeschränkte Solidarität des deutschen Sports – wir haben keine einzige Gegenstimme am ganzen Wochenende gehört, aber viel Solidarität erlebt – hat uns sehr beeindruckt. Sie muss uns Verpflichtung sein, in Zukunft noch viel besser mit dem DOSB zu kooperieren und unsere Kontakte zu anderen Sportarten auszubauen! Der Deutsche Schachbund wird sich künftig stärker im DOSB engagieren."

Ich persönlich danke Herrn Bastian für seinen unermüdlichen Einsatz in dieser Sache und Herrn Franzen und Herrn Dr. Tippelt für Ihre große Unterstützung.

Uns sächsischen Schachsportlern muss aber klar sein, daß wir in Zukunft eigene Anstrengungen unternehmen müssen, um im Falle der Aberkennung der Förderungswürdigkeit nicht von einem auf den anderen Tag mit unserer geliebten Sportart aufhören zu müssen. In aller Deutlichkeit: auch Beitragserhöhungen müssen diskutiert werden.