thumb_kahnWir erhielten die traurige Nachricht, dass unser Schachfreund Manfred Kahn am 5. Januar 2010 verstorben ist. Er war einer der „dienstältesten“ Schachspieler unserer Stadt und gehörte besonders in den 1950er und 1960er Jahren zu den Spitzenspielern der Elbestadt.
Manfred Kahn wurde am 16.3.1931 geboren und erlernte mit 9 Jahren das Schachspiel. Er übte den Beruf eines Betriebswirtschaftlers (Buchhaltungsleiter) aus. Nicht nur dem Schach galt seine Liebe, er war auch ein guter Freund klassischer Musik und guter Literatur. 1955 trat er der neu gegründeten Schachsektion beim SC Einheit Dresden bei. Diesem Dresdner Spitzenclub blieb er bis heute treu, wenn sich auch die Vereinsnamen durch Übernahmen, Beitritte und Fusionen im Laufe der Jahre änderten. Zuletzt spielte er für den USV TU Dresden, zusammen mit seinen alten Mitstreitern Hansjürgen Kneschke und Prof. Hans Petzold, in einer Mannschaft. Er war nicht nur Turnierschachspieler im „Nahschach“, sondern seit etwa 1950 auch recht erfolgreicher Fernschachspieler. Hier erwarb er den Internationalen Meistertitel. 1958 und 1961 belegte er bei den deutschen Fernschachmeisterschaften jeweils den 2. Platz. Dreimal nahm er an Europameisterschaften teil. Bei der 2. Fernschacholympiade in der UdSSR spielte er am 5. Brett für die DDR. Außerdem war er von 1967 bis 1970 im Dresdner Leistungszentrum hauptamtlicher Trainer. Auch an der Volkshochschule lehrte er zeitweilig Schach.

Kurz einige Ergebnisse aus seiner Turnierschachlaufbahn:
1948: Jugendmeister von Dresden (nach Stichkampf gegen Bauer, Dresden-Löbtau)
1949: 4. Platz bei der Jugendmeisterschaft der Ostzone (SBZ).
Im Erwachsenenbereich: 1954-1963 mehrmalige Teilnahme an DDR-Meisterschaften (7. Platz 1954 bestes Ergebnis; 10. 13. 18. 10. 14. Platz in den Jahren 1955, 56, 58, 61, 63 (hier erzielte er den einzigen Sieg in seiner Laufbahn gegen Wolfgang Uhlmann).

Sächsische Meisterschaften:
1950: 9., 1951 und 1952: je 8. Bezirksmeisterschaften: 1958: 2., 1975: 1., 1976: 2.
Bei den damals gut besetzten Dresdner Stadt(kreis)meisterschaften belegte er u a. folgende Plätze: 1952: 2. (hinter Uhlmann), 1963: 4., 1965: 2., 1966: 6., 1972 5, 1977: 1. Stadt-Schnellturnier: 1989: 2. Platz.

Oft stellte er sich den Dresdnern zu Simultanvorstellungen zur Verfügung (so beispielsweise bei der Schachwerbewoche 1958 auf der Kesselsdorfer Straße in Dresden-Löbtau (+20, =6, -1). Kämpfe in Auswahlmannschaften, Vergleiche mit ausländischen Teams gehörten neben Mannschaftskämpfen, u.a. in der DDR-Sonderliga, zu weiteren Einsatzschwerpunkten.

Aus dem Jahre 1951 stammt folgende Anekdote: Auf die Frage an den Altmeister Erich Barth zum Ausgang seines Spiels gegen Kahn während eines Mannschaftskampfes antwortete jener schlagfertig: „Entweder geht der Kahn unter oder der Bart(h) ab.“ Die Partie endete remis.
1958 gehörte er zum DDR-Meisterteam, das in der Aufstellung Uhlmann, Keller, Bertholdt, Dr. L. Herrmann, Jüttler, Edith Keller-Herrmann, Folgmann, Dorawa, Richter, Kahn und Runge spielte. Auch 1962 gehörte Manfred Kahn zur Dresdner Meistermannschaft, ebenso war er an allen drei Pokalerfolgen des SC Einheit Dresden (1972, 1973, 1979) beteiligt.

Nach der Wende gehörte er zum Team des DSC, das bei der Senioren-Europameisterschaft achtbare Ergebnisse erzielte.
Seine letzten Jahre lebte er in einer Seniorenresidenz in Dresden.

Anlässlich der Schacholympiade 2008 wurde Manfred Kahn als Ehrenmitglied des Dresdner Schachbundes ausgezeichnet und gleichzeitig in das Ehrenbuch der Schachsportler der Stadt Dresden eingetragen. Die Auszeichnung erfolgte im Rahmen des Olympischen Familienschachturniers, an dem er aber mit seinem Bruder Peter schon nicht mehr teilnehmen konnte. Er hat aber mit sichtlicher Freude die Auszeichnung und die zahlreichen Glückwünsche der dort anwesenden Gratulanten entgegengenommen.

 

Wir werden das Andenken dieses sympathischen Schachsportlers stets in Ehren halten.

 

Manfred Kalmutzki
Referent für Breitenschach des SVS und
Ehrenpräsident des Dresdner Schachbundes