Wie kam es zu diesem neuen Wettbewerb in der schachsportlichen Landschaft.

Herr Egmont Elschner vom Kulturbeirat der Stadt Chemnitz fragte via Email Mitte Dezember 2018 bei einigen Chemnitzer Vereinen an, wer ihm Unterstützung geben könnte, in Vorbereitung der 28. Tage der Jüdischen Kultur. Er hatte Schachspieler aus Kyriat Bialik (Israel) zu einem sportlichen Wettkampf eingeladen.

 

Wir vom Chemnitzer Jugend-Open e.V. sagten unsere Hilfe und Unterstützung zu.

2 Treffen reichten aus, um unsere Ziele für die Gäste aus Israel abzustecken. Die 28. Tage der jüdischen Kultur in Chemnitz sind der Veranstalter. Uns wurde durch Herrn Egmont Elschner in jeder Hinsicht freie Hand gelassen (auch finanziell), was uns die Organisation sehr erleichtert hat.

Unser Grundgedanke war, den jüdischen Gästen zu zeigen, wie wir Schachsport in Chemnitz leben. Die große Frage war, wie wir diesen Wettkampf „aufziehen“ wollen, wenn denn schon mal eine Schachsportmannschaft aus dem Ausland hier bei uns weilt.

Schnell kamen wir zu dem Schluss, dass wir ein für Jeden offenes Turnier gestalten wollen, möglichst international besetzt. Auf Grund der Kürze bis zum Termin, es waren gerade mal noch 8 Wochen, konnten wir unmöglich Teams aus dem Ausland ordern. Also dachten wir, Chemnitzer Mannschaften werden Botschafter eines der 7 Kontinente unserer Erde.

Gesagt getan, im Folgenden nun das Ergebnis:

Am 16. März, 10:00 Uhr trafen sich die Mannschaften zum gegenseitigen Kennenlernen im Sächsischen Museum für Archäologie SMAC. Dort haben wir uns begrüßt und sind 10:15 bei gutem regnerischen Wetter gemeinsam auf Tour durch die Chemnitzer Innenstadt gegangen. Unser Guide Herr Meyer von der jüdischen Gemeinde Chemnitz hatte viel über die Geschichte unserer Heimatstadt zu erzählen, so dass selbst eingeschworene und in der Chemnitzer Geschichte gut „bewanderte“ Teilnehmer noch einiges Neues erfahren konnten. Vielen Dank dafür.

Nach dieser Tour haben wir in der Cafeteria des SMAC gemeinsam zu Mittag gegessen. Die Verständigung war sehr gut. In deutsch, englisch und russisch bei einem sehr leckeren Griechischen Salat. Noch internationaler geht es nicht. Schön war auch die Begebenheit, dass zwei Teilnehmer, deren Familien aus dem Südural stammen und 1992 ausgewandert sind, die eine Familie nach Israel und die andere nach Deutschland, feststellten, dass sie aus der selben Kleinstadt kommen und auch den selben Schachlehrer hatten. Wie verrückt ist das?

Beflügelt von der guten Atmosphäre freuten sich alle Teams auf den darauffolgenden Turniertag.

Der Turniertag:

Unsere Location konnte besser nicht sein als das Sächsische Museum für Archäologie Chemnitz.

Hier unseren besten Dank an alle Mitarbeiter des SMAC für die Bereitstellung und den Aufbau unseres „Turniersaales“, die nette und sehr sehr geduldige Mitarbeiterin der dortigen Cafeteria und besonders natürlich Frau Dr. Wolfram, die uns die Gastfreunschaft ihres Hauses zuteil werden ließ.

Trotz dass unser Turnier im Foyer des SMAC stattfand, hatte es irgendwie ein Wohnzimmerflair.

17 Spieler mit 4 Teams haben sich mehr oder weniger kurzfristig für das Turnier gemeldet.

Günter Sobeck von der USG Chemnitz hatte ein hohes Risiko auf sich genommen, indem er die 4 stärksten Jugendlichen von einem für die USG Chemnitz sehr wichtigem sächsischen Ausscheid abgezogen und zu uns delegiert hat. Vielen Dank Günter, wir hoffen dass eure „nachgerutschten“ Kader die bei uns gestarteten Sportler gut und erfolgreich vertreten haben können.

Da alle Teams vorangemeldet waren und vorzeitig eintrafen, konnte Steffen Mittelbach, der Vorsitzende des Chemnitzer Jugend-Open e.V., bereits um 10:30 Uhr mit der Eröffnung beginnen.

Alle Teams wurden nocheinmal herzlich begrüßt. In seiner Rede ging Steffen Mittelbach auch auf die Ereignisse der vergangenen Tage in Chemnitz ein. Er versicherte, dass die negativen „sportlichen“ Medienberichte nicht das wirkliche Chemnitz repräsentieren. Aus diesem Grunde hat er im Auftrag seines Vereins ein Plakat öffentlich im Turniersaal aufgestellt mit der Parole: „Wir bekennen Farbe. Gegen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit“.

Mit einem Lächeln gab Steffen Mittelbach die Spielregeln bekannt. Spielregel 1: Fair Play – keine Strafpunkte, Züge dürfen zurückgenommen werden – und Spielregel 2: Wir spielen anlehnend an die FIDE (legt die international gültigen Schachregeln fest).

Es stellten sich nun die 4 Botschafter-Teams vor. Ein Team aus Israel, zwei Teams von der USG Chemnitz, wobei eine Mannschaft aus drei Spielern mit doppelter Staatsbürgerschaft bestand und ein FamilienTeam.

Uns, vom Chemnitzer Jugendopen e.V., war es sehr wichtig, Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, einmal selbst internationale Luft genießen zu können. So legten wir in der Ausschreibung zum Turnier fest, dass pro Mannschaft mindestens zwei Kinder/ Jugendliche unter 25 Jahren, aber mit einer nationalen Wertziffer (DWZ) von mindestens 1000 Punkten aufgestellt werden müssen.

Demnach war unsere jüngste Teilnehmerin gerade mal 8 Jahre jung und konnte bereits eine DWZ von 1300 Punkten aufweisen. Der älteste Teilnehmer war 72, die höchste internationale Wertziffer (ELO) lag bei 2150 Punkten. Schummeln ging nicht, da von unserem IT-Spezialist für Mannschaftsauswertungen, Tobias Mühlpfort, alle angegebenen Wertziffern mit dem internationalen Schachserver „swiss chess®“ abgeglichen und überprüft wurden.

Abgesehen von einer 30 minütigen Mittagspause galt es nun, mit einer Spielzeit von 25 Minuten pro Spieler nach Schnellschachregeln das beste Team zu ermitteln.

Europa stellte 5 Spieler/innen auf, mit der Feinheit, dass die beiden Mädchen (12 und 13 Jahre) nicht ausgewechselt werden durften.

Dass dieses Turnier hochkarätig aufgestellt war, bewiesen die durchschnittlichen Mannschafts-Wertziffern, die zwischen 1700 und 1900 lagen.

Wenn der Kampf auf dem Schachbrett beendet ist, macht ein Schachspieler in seiner Pause was? Er spielt Schach oder analysiert seine Partie :) . Wo lag der Fehler, den sich Günter „erlaubt“ hat? Gleich nach der Partie wurde gemeinschaftlich international betrachtet, analysiert und die taktisch bessere Variante erarbeitet.

Die Jungen kämpften wie die Alten und nach 3 Stunden Spielzeit rauchten die Köpfe. Zu den Platzierungen wollen wir allerdings nicht näher eingehen (Freundschaftsturnier), nur so viel: Die Mannschaft mit den 2 jüngsten Spielerinnen erkämpfte sich den 3. Platz! Die beiden Jugendlichen mit den höchsten persönlich erreichten Punkten landeten mit ihrer Mannschaft tatsächlich auch auf dem 1. Platz. Beide Jungs (11 und 13 J.) gewannen eine einwöchige Reise nach Israel.

Siegerehrung, gegenseitiger Austausch von Adressen und kleinen Präsenten, strahlende Gesichter bei allen Sportlern bestätigen ein einfach geiles Wochenende (sorry). So, jetzt alle noch ins Museum. Tschüß bis nächstes Jahr …