Ende 1992 stand ich als Präsident des SVS nach dem beruflich bedingten Ausscheiden des Chemnitzers André Martin, dem die Rochade Sachsen ihr Ersterscheinen im Jahre 1990 verdankt, vor dem Problem, überhaupt jemanden zu finden, der in der Lage ist, die Redaktion der Rochade Sachsen fortzuführen. Wir mussten deshalb sofort zugreifen, als sich mit Schachfreund Andreas Weiß aus Wolfen (Sachsen-Anhalt) ein erfahrener Schachfunktionär aus Sachsen-Anhalt anbot, der diese Aufgabe ab Januar 1993 natürlich nur als Übergangslösung übernahm. Die Suche nach einem Redakteur aus dem Bereich des SVS ging weiter.

 

Schließlich gelang es mir, mit dem mir völlig unbekannten Schachfreund Martin Burghardt (Grün-Weiß Dresden) einen Sachsen zu finden, der trotz relativ geringer Computerkenntnisse und ohne jegliche Schachkontakte über seinen Schachverein hinaus bereit war, die Aufgabe von A. Weiß zu übernehmen. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mir damals sehr unsicher war, ob das gut gehen würde und ob der damals mehr im Tennis als im Schach aktive Burkhardt es schaffen würde, die Rochade Sachsen überhaupt weiterzuführen, geschweige denn ihr sogar ein dauerhaftes Profil zu geben. Zu meiner großen Freude hat sich diese Wahl letzten Endes als Volltreffer erwiesen.

 

Martin Burghardt ging mit großem Einsatz an die Arbeit und konnte sich dann, wenn er Hilfe brauchte, voll auf die Hilfe seiner Familie (Gattin Edith und Sohn) verlassen. Im Juli 1993 erschien die erste Ausgabe der Rochade Sachsen, die von Martin Burghardt bearbeitet worden war, mit einer für ein „Erstlingswerk" erstaunlich hohen Qualität. Das war der Anfang einer sehr erfolgreichen Tätigkeit, die erst nach knapp 22 Jahren Ende 1914 ihr Ende finden musste, als der schwer kranke Martin Burghardt (und seine ihn unterstützende Familie) nicht mehr die weitere Kraft für eine so komplizierte Arbeit haben konnte.

 

Trotz zunächst geringer Außenkontakte im sächsischen Schachbereich ist es Martin Burghardt besonders durch Fleiß und Gewissenhaftigkeit gelungen, die Rochade Sachsen in der Rochade Europa schrittweise zu einem Informationsorgan des SVS mit sehr guter inhaltlicher und gestaltungsmäßiger Qualität zu entwickeln. Auch in meiner Nachfolge als Ehrenpräsident hatte ich hin und wieder Kontakte mit ihm, vor allem, wenn ich daran interessiert war, irgendwelche Informationen in der Rochade Sachsen „unterzubringen". Ich war stets erstaunt und erfreut, wie selbstverständlich Martin die Möglichkeit fand, das von mir Gewünschte korrekt und in ansprechender Form in die Rochade Sachsen zu setzen. Ich war überrascht, welche Selbstsicherheit er in seiner Tätigkeit als Redakteur gewonnen hatte, vielleicht gerade deshalb, weil er von den damaligen Verantwortlichen der Rochade Europa oft nicht die von ihm gewünschte Unterstützung finden konnte.

 

Für den Schachverband Sachsen ist das Ausscheiden von Martin Burghardt aus seiner Tätigkeit als Redakteur der Rochade Europa ein großer Verlust. Ein ebenso fleißiger wie erfolgreicher Nachfolger wird nicht leicht zu finden sein. Hinzu kommt das Problem, dass der Besitzer der Rochade Europa Ende 2014 gewechselt hat und der neue Besitzer andere Vorstellungen hat, die eine Weiterexistenz der Rochade Sachsen in alter Form kaum möglich machen werden. Und gerade jetzt fehlt dem SVS mit Martin Burghardt ein erfahrener Macher des Verkündigungsorgans für den SVS!

 

Mir persönlich fehlt mit Martin Burghardt ein Schachfreund mit großer menschlicher Stärke, mit dem es stets möglich war, ein angenehm sachliches und zugleich ergebnisorientiertes Gespräch zu führen. Meine besondere Hochachtung gilt dabei seiner Gattin, die ihm bei seinem Wirken für den SVS stets positiv zur Seite stand.