Chemnitzer Turm Open: Das SiegerquintettSeit gut zwei Jahrzehnten schon begehen (auch) die Chemnitzer den 3. Oktober als „Tag der deutschen Einheit". Doch für die Schachspieler der Region ist beinahe ebenso lang ein anderes Ereignis um diese Zeit auch sehr wichtig: das Chemnitzer Turm Open. 1997 ins Leben gerufen, zwischenzeitlich als „Einsiedler Brauhaus-Cup" geführt, ist es nun zum inzwischen 5. Mal im Hotel „Rabensteiner Hof" heimisch geworden.

Fünf Großmeister, 7 Internationale- und FIDE-Meister sowie nicht wenige, die auch ohne Titel ebenfalls eine gute Rolle spielen wollten, reisten aus 8 Ländern an und ermöglichen ein mal mehr eines der qualitativ bestbesetzten Turniere in den neuen Bundesländern. Die bisherigen 17 Turniere lebten neben vielen großen Siegen und Geschichten, mancher Überraschung und spektakulärer Partien außerdem von dem inzwischen bemerkenswerten Umstand, 17 verschiedene Sieger hervorgebracht zu haben. Mit anderen Worten: Keiner hatte seinen Erfolg bisher wiederholen können - woran sich auch diesmal nichts ändern sollte. Immerhin: drei einstige Sieger waren wieder am Start, darunter zur großen Freude der Gastgeber auch Mathias Womacka, Chemnitz´ erster und einziger Großmeister. Nach seinem berufsbedingten Weggang nach Bayern und dem damit verbundenen Wechsel zum dortigen Erstligateam des SK Schwäbisch Hall schaute der Titelträger von 2003 wieder in der Heimat vorbei. Aber auch Günter Sobeck, seit eh und je unverzichtbarer Spieler der USG Chemnitz, war als Gewinner von 2002 ebenso am Start wie Vorjahresssieger Ferenc Langheinrich vom SV Empor Erfurt. Dass die Favoritenrolle vor allem den vier anderen topgesetzten Großmeistern Dr. Igor Rausis, Gyula Pap, Andrei Kovalev und dem Zweitliga-Meister in Diensten von Nickelhütte Aue, Viesturs Meijers zufallem würde, überraschte genau so wenig wie die Tatsache, mit dem Lokalmatadoren Florian Fuchs (Eiche Reichenbrand) oder dem Chemnitzer USG-Oberlisten Stanislav Azimov Geheimtipps für vordere Platzierungen im Starterfeld zu haben.

Nachdem die ersten zwei Runden in durchaus normalen Bahnen verliefen und sich Vorgenannte schadlos hielten, allenfalls Alexander Schenk (USG) gegen den Zwickauer Kevin Dannhäuser eher unerwartet verlor, trafen die Protagonisten in Runde 3 erstmals direkt aufeinander. Die GM Rausis, Pap und Womacka geben sich dabei gegen Fuchs, Sobeck und Azimov keine Blöße, wonach in der 4.Runde die ersten direkten Großmeister-Duelle anstanden. Aus denen Meijers mit seinem Sieg über Langheinrich als einziger Sieger hervorging und zunächst die Spitze übernahm. Kovalev und Rausis trennten sich unterdessen ebenso remis wie Pap und Womacka. Nur FM Aleksandar Vuckovic blieb neben Mejiers noch verlustpunktfrei, womit die Spitzenpaarung der 5. Runde auch ohne Computer problemlos zu erahnen war. Beide spielten remis, was den übrigen die Gelegenheit gab, aufzuschließen. Rausis und Kovalev nutzten dieses Chance mit Siegen über Pap bzw. Womacka ziemlich konsequent, wonach sich schon jetzt ein neuer, der 18. Turniersieger abzeichnete, teilten sich doch die übrigen "Ex"-Champions Sobeck und Langheinrich im gegenseitigen Einvernehmen den Punkt.

Praktisch unbemerkt pirschten sich derweil drei "Extreme" an das Spitzenquartett heran: Christoph Peil (Nickelhütte Aue) und Robert Kreyssig (SG Leipzig) mit jeweils 17 zwei der Jüngsten, sowie der Ukrainer Leonid Sobolevksy als fast Ältester (69) im Feld schlossen mit Siegen und nunmehr 4,0 Zählern auf und saßen sich im Falle Peil – Sobolevsky zur 6. Runde direkt gegenüber. Hierbei siegte „Jugend" gegen „Erfahrung", was Peil, Nummer 19 der Setzliste (!) nach zwei Auftakt-Remisen und dann 4 Siegen am Stück (!) ein ebensolch großes Finale bescherte wie gar der Nummer 21: Robert Kreyssig (SG Leipzig). Drei Mal hatte er hintereinander gewonnen und sich so aus dem oberen Mittelfeld ebenfalls nach ganz weit vorn katapultiert.

Vorentscheidende Akzente setzte die 6. Runde freilich auch an den Spitzenbrettern. So bezwang Rausis am Tisch 1 Vuckovic ebenso wie Kovalev am Nachbarbrett Meijers, wonach beide Sieger punktgleich in Führung lagen.

Bei abermals vorzüglichen Bedingungen draußen (Wetter) wie drinnen (Atmosphäre) bekamen es die beiden Sieganwärter in den turnierentscheidenen Partien des Schlusstages nun ausgerechnet mit den beiden Youngstern Kreyssig und Peil zu tun. Die hatten ihrerseits zwar nichts zu verlieren, angesichts der Konstellation aber scheinbar schier unlösbare Aufgaben zu bewältigen. Aber trotz vermeintlicher Überlegenheit von jeweils gut 500 bzw. fast 400 TWZ-Punkten (!) und hart geführten Kampfes bis ins Endspiel hinein vermochten es weder Rausis noch Kovalev, entscheidende Vorteile zu erzielen, was insbesondere Igor Rausis den womöglich sicher geglaubten Gesamtsieg kostete. Nach Eingang und Verrechnung aller übrigen Resultate ging dieser schließlich zum ersten Mal nach Weißrussland – herzlichen Glückwunsch und Chemnitzer Turm-Siegerpokal 2014 an Andrei Kovalev! Ein einziger Wertungspunkt machte am Ende den Unterschied. Hinter Bronze-Gewinner Viesturs Meijers entschied zwischen Robert Kreyssig und Christoph Peil gar erst die zweite Wertung über Platz 4 und 5 sowie auch noch den Preis der Kategorie TWZ 2000-2199. Keinerlei Unterschied hingegen bei der Anerkennung zweier phantastischer Leistungen!

Erstmals seit 2006 wurde die zuletzt in diesem Turnier integrierte Sachsen-Einzelmeisterschaft der Damen wieder separat organisiert, weshalb statt des Sachsenmeistertitels "nur" noch die Kategoriewertung der Damen zu vergeben war. Doch nicht minder souverän als in den Jahren zuvor sicherte sich Claudia Steinbacher (Rodewischer Schachmiezen) auch diesen Preis. Die weiteren Gewinner: Kategorie TWZ 1800 – 1999: Stefan Ellemann (USG Chemnitz), TWZ 1600 – 1799: Moritz Dresig (SG Neukirchen), TWZ < 1600: Celine Peil (SC 1865 Annaberg-Buchholz), U16 > Jahrgang 1998: Timo Hofmann (SG Leipzig), Senioren: Leonid Sobolevsky (Ukraine).

Das Organsiationsteam unter der Leitung von Günter Schmidt, Vorsitzender des Chemnitzer Schachverbandes, dankte zum Abschluss für die seit Jahren gewohnt vorbildliche Vorbereitung, Planung und Durchführung des Turniers durch die Ausrichter TSV IFA und ROCHADE Chemnitz, nicht zuletzt insbesondere Turnierleiter Andtreas Schulze, sowie der souveränen und jederzeit problemlosen Aufsicht der Schiedsrichter Andre Martin und René Zimmermann.

Das „Chemnitzer Turm Open" ist volljährig geworden, was ohne die großartige Unterstützung zahlreicher Helfer nicht möglich wäre. Genannt sollen dabei auch die unkomplizierten und hervorragenden Bedingungen im Hotel Rabensteiner Hof als überaus gastfreundliche Spiel- und Übernachtungsstätte und z. B. die Sponsoren NILES-SIMMONS Industrieanlagen
GmbH Chemnitz sowie Heinz Bunk Schachmaterialien werden.

Schon jetzt daher auf ein freudiges Wiedersehen im nächsten Jahr!

pdfEndstand

Bianca OltmannsElias FischerFerenc Langheinrich gegen Dietmar NotzelFlorian FuchsFM Aleksandar Vuckovis gegen Christian EichnerFM Aleksandar Vuckovis gegen GM Viesturs MeijersGM Andrei Kovalev gegen GM Mathias WomackaGM Andrei Kovalev gegen Stefan EllemannGM Gyula Pap gegen Günter SobeckIM Leonid SobolevskyMatthias Liedtke gegen Christoph PeilMoritz Dresig gegen Philipp HumburgRobert Kreyssig  gegen GM Igor RausisRobert WetzelSIM ICCF Wolfgang Siewers gegen GM Viesturs MeijersClaudia Steinbacher, Romy Spangenberg, Celine Peil, Bianca OltmannsWIM Claudia Steinbacher